Immer wieder hatte ich in dem Magazin "Supertrabi" Berichte von Lesern entdeckt, die mit ihrem Trabant oder Wartburg in den Urlaub gefahren sind. Aus diesem Grund wuchs bei mir der Wunsch auch einmal mit meinem "Sachsenporsche" auf große Tour zu gehen. Im September 2014 beschloss ich kurzerhand mit meinem Trabant in die geplanten Ferien an der Nordsee zu starten. Es sollte nach Nordholz, nicht weit weg von Cuxhaven, gehen.

Bereits gut eine Woche vor Antritt der Reise hatte ich die Zylinderkopfdichtungen gewechselt und zur Sicherheit die Lenkung nochmal abgeschmiert. Außerdem baute ich ein anderes Amaturenbrett ein, um ein Autoradio installieren zu können. Das originale Cockpit wollte ich dafür nicht zerschneiden.

Am 15. September um fünf Uhr in der Früh klingelte mein Wecker. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, lud ich das Gepäck und eine Kühltasche mit dem Reiseproviant ins Auto. Ein paar Tage zuvor hatte ich bereits diverse Ersatzteile im Kofferraum untergebracht - man weiß ja nie. Um 6.10 Uhr startete ich in Richtung Norden bei einem Kilometerstand von 40.827.

Um 7.30 Uhr hielt ich das erste Mal kurz an einem Parkplatz in der Nähe von Arnsberg um die dortige Toilette zu "besichtigen". 

Dann ging es auch schon weiter. Auf der A44 in Richtung Dortmund war recht viel Verkehr. Ich wollte einen vor mir fahrenden LKW überholen, doch es war schwierig bei dem dichten Verkehr auf die linke Spur zu wechseln. Ein weißer Mercedes Vito sah das leuchtende Blinklicht meines Trabant und machte mich mit der Lichthupe darauf aufmerksam, dass er mir den Vortritt ließ. Im Rückspiegel sah ich, dass der Transporter aus dem Kreis Eisenach in Thüringen kam. Nachdem ich an der Kolonne LKW vorbei war, scherrte ich wieder nach rechts ein. Ich bedankte mich bei dem Fahrer des Transporters, der freundlich lächelnd zurück winkte - solche Erlebnisse machen Freude.

Nach gut 240 km legte ich gegen 9.40 Uhr einen kurzen Zwischenstop ein um zu tanken. Da mein Trabant keine Tankanzeige besitzt, konnte ich nicht einschätzen wie hoch der Verbrauch mit dem Reisegepäck war und deshalb wollte ich auf Nummer sicher gehen. Zu meinem Erstaunen waren noch knapp über zehn Liter im Tank, was einen Durchschnittsverbrauch von etwa 6,3 Litern ergab - das war meiner Meinung nach ein ganz passabler Wert.

Nach weiteren 40 Minuten Fahrt machte ich eine etwas ausgedehntere Pause in der Nähe von Ahlhorn. Hier legte ich ein zweites Frühstück ein und so konnte mein 601er auch eine Runde verschnaufen.

Von der A29 ging es über die B211 vorbei an Brake. Dort wechselte ich auf die B212 und später auf die B437, die durch den Wesertunnel führt.

In der Nähe von Stotel fuhr ich auf die Autobahn 27 in Richtung Cuxhaven.

Gegen 12.15 Uhr erreichte ich Nordholz und kam bei Fredy und Christa an. Hier verbringe ich seit Juli 1986 -damals war ich gerade acht Monate alt- meinen Urlaub. Früher fuhr ich immer gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester dorthin. In all den Jahren hat sich eine richtig gute Freundschaft zu den beiden entwickelt und so ist die Wiedersehensfreude in jedem Jahr sehr groß.

Eigentlich wollte ich die beiden mit dem Trabant überraschen. Doch leider wusste meine Schwester das nicht und so hatte sie bei einem Telefonat mit Christa wenige Tage zuvor schon von meinem Vorhaben berichtet. Der jüngste Sohn von Fredy und Christa hatte in den 90er Jahren selbst auch einen Trabant. Es war ein himmelblauer 601 Universal. Aus diesem Grund wollte Fredy gern mal wieder in einem Trabant mitfahren und freute sich, dass er jetzt die Möglichkeit bekommen sollte.

Während meines Urlaubes an der Wurster Nordseeküste, besuchte ich unter anderem das Containerterminal und die Zuschauergalerie in Bremerhaven. Das kann ich jedem empfehlen, der sich für Schiffe und Logistik interessiert. Wenn man Glück hat, kann man sehen wie ein Kreuzfahrtschiff be- und entladen wird und wie die Gäste an oder von Bord gehen. Da lohnt sich ein Besuch immer, zumal man keinen Eintritt zahlen muss.

Sehr schön sind auch die Strände in den Stadtteilen Duhnen und Döse mit der Promenade, die sich bis zur Kugelbake, dem Wahrzeichen von Cuxhaven, zieht. Die hölzerne Bake war einst errichtet worden, um den Seefahrern den Weg in die Elbmündung in Richtung Hamburg zu weisen.

Ein Highlight in Cuxhaven ist die "Alte Liebe" mit dem benachbarten Leuchtturm. Sie ist ein ehemaliger Schiffsanleger, der mittlerweile eine Art Aussichtsplattform ist. Von hier aus kann man die in geringer Entfernung vorbeifahrenden Schiffe, die in Richtung Hamburg fahren oder von dort aus auf die Nordsee hinaus wollen, beobachten.

Typisch für die Nordseeküste sind die vielen kleinen Häfen, in denen die Krabbenkutter liegen. In diesem Jahr hatte ich das Glück, dass ich mit Fredy und seinem guten Freund Eibe auf dem kleinen Krabbenkutter "Celine" rausfahren durfte. Wir waren gut zwölf Stunden auf See und brachten einige Körbe frischer Nordseekrabben mit zurück an Land.

 

Am 18. September nutzte ich die Möglichkeit, ein paar Aufnahmen von meinem Trabant im Sonnenuntergang zu machen.

 

Leider ging der Urlaub viel zu schnell zu Ende. Am 21. September machte ich mich nach einer herzlichen Verabschiedung von Fredy und Christa auf den Heimweg. Wieder zu Hause angekommen, hatte der Trabant 1.177 Kilometer unter die Räder gebracht.

Der Kleine hat die gesamte Strecke ohne auch nur den kleinsten Zwischenfall gemeistert. Auch das hat dazu beigetragen, dass es ein unvergesslicher und toller Urlaub war. Ich bin wirklich stolz auf meinen Trabant und hoffe, dass ich noch die ein oder andere Reise mit meinem Zweitakter unternehmen werde.

Jedem, der sich auch mal mit einem Trabant oder Wartburg auf die Reise begeben möchte, kann ich es wirklich nur empfehlen.


Ein paar weitere Impressionen:

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