Seitdem der grüne Wartburg 353S im Herbst 2009 aus finanziellen Gründen (Kurzarbeit) verkauft werden musste, habe ich mir fest vorgenommen irgendwann mal wieder einen Wartburg zu kaufen. Nach monatelanger Suche stieß ich im Internet auf eine interessante Anzeige in der eine Frau aus Berlin im Auftrag Ihres in Thüringen lebenden Onkels einen 1983er Wartburg anbot. Nach einigen Emails mit der Nichte und einem Telefonat mit dem Bruder des Besitzers machte ich mich am 31.03.2012 um ca. 6 :00Uhr in der Früh auf den Weg nach Kölleda in Thüringen. Insgesamt hatte ich für den Tag drei Besichtigungstermine rund um Erfurt organisiert, da ich nicht umsonst die weite Strecke fahren wollte und das Ziel war auf jeden Fall mit einem neuen Ostmobil nach Hause zu fahren. Das erste Fahrzeug -ein Trabant- war ziemlich enttäuschend. In Wundersleben stand auch ein Trabant. Es war ein 1980er de luxe, der noch ganz gut da stand. Da aber mein eigentliches Ziel ein neuer Wartburg war, fuhr ich erstmal weiter nach Kölleda. Wäre der Wartburg dann nichts gewesen, hätte ich den Trabant immer noch mitnehmen können.

Pünktlich um 11.30 Uhr kamen wir an und wurden gleich am Eingangstor des Hauses empfangen. Es ging sofort in die Garage und der erste Eindruck war ganz gut. Dann wollte ich die Ersatzbatterie aus meinem Auto holen, die ich dummerweise in Züschen in der Garage vergessen hatte. An alles hatte ich gedacht, nur daran nicht. Die Startversuche missglückten, die Batterie des Wartburgs war einfach zu schwach. Was tun!? Erstmal ging es zur örtlichen Tankstelle - nichts! Dann weiter zu einem nahegelegenen Autohaus. Dort konnte man uns auch nicht weiterhelfen, aber sie verwiesen uns an ein kleines Autozubehörgeschäft ein paar Straßen weiter. In letzter Sekunde (12.00 Uhr war Ladenschluss) bekamen wir dort ein Starthilfekabel. Nun ging es wieder zurück zur Garage.

Nach zwei oder drei Versuchen sprang der Wartburg an und er lief sauber und ruhig. Die Kurzzeitkennzeichen wurden angebracht und es ging auf zu einer Probefahrt. Schnell war entschieden "Den nehm ich mit!". 

Wieder in Kölleda angekommen hatte der (Noch-)Besitzer schon seinen Anhänger in den Hof gebracht und tauschte die beiden gebrochenen Rücklichtschalen aus. Der Anhänger wurde an meinen Hyundai angehangen und es ging auf den Dachboden. Dort lagerten noch neue Blechteile, die im Laufe der 29 Jahre seit der Erstzulassung zusammengetragen wurden. Sie wurden entstaubt und in den Anhänger verladen, wobei wir durch einen Regenschauer unterbrochen wurden. Also ging es erstmal ins Haus und wir kümmerten uns um das Geschäftliche. Als das geklärt war, hatte sich das Wetter wieder gebessert und der Anhänger wurde weiter beladen.

Nachdem alles ordentlich verpackt und gesichert war, machten wir uns auf den etwa 280 km langen Heimweg. In Eisenach machten wir einen Zwischenstop, da wir etwas Essen wollten. Bei der Gelegenheit machte ich gleich ein paar Fotos an den obligatorischen Stellen.

 

Die gesamte Fahrt verlief ohne jegliche Probleme und so kamen wir nach fast 14 Std. um etwa 20 Uhr in Züschen an der gemieteten Garage an.


03. April 2012

Heute wurde der Wartburg zugelassen. In der nächsten Zeit muss erstmal einiges an der Kosmetik gemacht werden:

  • Rost entfernen, stellenweise nachlackieren
  • Stoßstangen und Scheinwerfereinfassungen ersetzen
  • neue Felgen montieren
  • Aufkleber entfernen
  • Zusatzbremsleuchte demontieren und Dachhimmel hinten ankleben
  • neuen Schriftzug hinten anbringen
  • AHZV lackieren
  • Auspuffanlage entrosten und lackieren
  • komplette Reinigung

Historie:

Der Erstbesitzer hatte den Wartburg am 27.06.1983 zu einem Preis von 22.499,80 M beim VEB IFA-Vertrieb Erfurt, Petersberg gekauft.

 

Der Wartburg wurde im Bezirk Erfurt, Kreis Sömmerda, mit dem amtlichen Kennzeichen FT 72-69 zugelassen. Das letzte Kennzeichen lautete SÖM D 111. Seit dem 03. April 2012 läuft der Wartburg unter der Nummer HSK WB 83 im Hochsauerlandkreis.


Instandsetzung:

07. April 2012

Über eBay hatte ich am 02. April neu lackierte Felgen gekauft. Diese brachte ich zusammen mit den alten Rädern zum Reifenhändler meines Vertrauens, der mir die Reifen von den alten auf die neuen Felgen umzog. Danach wurden die Räder mit den frisch lackierten Felgen aufgezogen.

Alt:                                                                        Neu:

Anschließend entfernte ich die beiden Aufkleber auf der Frontscheibe, sowie die beiden am Heck. Nur das "DDR"-Schild durfte bleiben.

Danach habe ich die Fellschonbezüge rausgeschmissen. Innerhalb der 29 Jahre hatte sich der Schaumstoff auf der Innenseite der Bezüge gelöst und dementsprechend sahen die Sitze aus. Einmal abgesaugt und das ganze sah gleich viel besser aus. Bei Gelegenheit werde ich die Sitze nochmal mit Polsterschaum oder ähnliches bearbeiten.

Noch nicht gereinigt:                                        Schon gesäubert:

 


12. April 2012

Vor der Spätschicht fuhr ich in die Garage um die Front auszubauen. Die Scheinwerferblenden und der Grill wurden demontiert und zu Hause mit Chrompolitur bearbeitet. Außerdem wurde die komplette Stoßstange inkl. Frontschürze ausgebaut und die hintere linke Stoßstangenecke gegen eine Neue getauscht.


13. April 2012

Ein gut gebrauchter, gelber Windabweiser für das Schiebedach wurde angebracht und der Tankdeckel zur Lackbestimmung ausgebaut. Damit habe ich mir für meinen 353er passenden Lack anmischen lassen. Außerdem wurde ein "neuer" DDR-Feuerlöscher inkl. Halterung im Fahrer-Fußraum angebracht.


14. April 2012

Die Frontschürze wurde abgeschliffen, gesäubert, grundiert und in mattschwarz lackiert. Anschließend wurden die drei neuen Chromstoßstangenteile zusammengebaut und mit der Frontschürze kombiniert.


16. April 2012

An den vorderen Kotflügelspitzen (unterhalb der Frontstoßstange) wurde der Rost abgeschliffen, die blanken Stellen grundiert und anschließend lackiert. Außerdem habe ich neue Chromscheibenwischer inkl. Wischerarme montiert.


17. April 2012

Sämtliche Bauteile (Scheinwerfer, Grill, Scheinwerferblenden und Kühlerjalousie) wurden von dem alten Frontblech auf das Andere, welches es beim Kauf von dem Wartburg dazu gab, umgebaut. Da das neue Frontblech ein paar kleine Lackabplatzer und Kratzer hatte, wurden diese Stellen ausgebessert.


18. April 2012

Der nicht originale Beifahrerspiegel wurde demontiert und anschließend die Löcher zugespachtelt und etwas Lack aufgebracht. Dann habe ich einen originalen Spiegel angebracht. Am vorderen rechten Radkasten habe ich eine kleine Stelle ausgebessert und anschließend mit Unterbodenschutz behandelt. Dann wurde die neue Frontstoßstange mit der überarbeiteten Frontschürze und das neue Frontblech angebaut. Bei der ersten Probefahrt habe ich festgestellt, dass die Momentanverbrauchsanzeige nicht mehr funktioniert. Da muss ich bei Gelegenheit auf Fehlersuche gehen.


20. April 2012

Die schwarzen Gummileisten an den Seiten wurden recht erfolgreich entfernt. Mit Ausnahme der Tür hinten rechts sind keine Kleberückstände mehr vorhanden. Hierum muss ich mich nochmal kümmern.
Danach fing ich an dem Rost zur Leibe zu rücken. Fürs Erste habe ich die Zierleisten abgebaut und dann die Radläufe und die Türunterkanten ringsrum entrostet und grundiert. 


23. April 2012

Zuerst entfernte ich die übrig gebliebenen Klebereste der entfernten Gummileisten. Durch den einsetzenden Regen ging das recht gut. Anschließend wurde der Wartburg komplett gewaschen und trocken geledert. Nach einer Pause (zum abtrocknen) habe ich die Türunterkanten mit Unterbodenschutz behandelt und anschließend alle behandelten Stellen mit Wagenfarbe überstrichen bzw. getupft. Es ist zwar nicht perfekt geworden, aber zumindest wurde der Rost gestoppt.

Zu guter Letzt habe ich im Fond einen gut gebrauchten Beckengurt eingebaut (das Gurtschloss des alten Gurtes war defekt gewesen) und die gewaschenen Schonbezüge wieder aufgezogen.


27. April 2012

Die Anhängerzugvorrichtung inkl. der Halterung wurde entrostet und in Wagenfarbe lackiert. Wo die Stoßstange gerade schonmal demontiert war, habe ich die Stoßstangenhalterungen auch gleich entrostet und schwarz lackiert. Während der Lack trocknete, habe ich die Kraftstoffmomentanverbrauchsanzeige repariert. Ein Kabel war defekt.

Zum Abschluss des Tages habe ich noch eine kleine Runde mit dem Gespann gedreht. Wartburg 353W deluxe und HP500.01/4.


01. Mai 2012

Nachdem die nachgerüstete Digitaluhr (aus DDR-Produktion) auf dem Amaturenbrett immer nur eine "1" und später eine "3" angezeigt hatte und sich auch nicht einstellen ließ, funktionierte sie am 01. Mai plötzlich - ohne jegliches Dazutun von mir. Die Uhrzeit stimmte natürlich nicht, aber jetzt konnte man sie komischerweise einfach einstellen.


Abschied:

Nachdem ich den Wartburg erworben hatte, erhielt ich ziemlich unverhofft eine Zusage für eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Diese werde ich am 01. Oktober 2012 beginnen. Da ich dann finanziell natürlich einen ziemlichen Rückschritt mache, muss ich mein Hobby leider etwas verkleinern.

Der Trabant wurde im November 2009 nach dem Vorbild des Trabants umgebaut, der mich in meiner Kindheit sehr geprägt hat (siehe "Trabant P601S - das Projekt"). Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, den Wartburg zu verkaufen, auch wenn mir diese Entscheidung wirklich nicht leicht gefallen ist.

Nach einigen Emails und Telefonaten mit einem Interessenten und dessen Vater wurde der Wartburg dann letztendlich 112 Tage nach dem Kauf, am 21.07.2012 gegen 13.00 Uhr abgeholt.

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