Im Gegensatz zum Trabant entwickelte sich meine Leidenschaft zum Wartburg erst vergleichsweise spät.

Im Mai 2006 wollte ich mir in Chemnitz einen Trabant anschauen, der im Internet zum Verkauf angeboten wurde. Auf dem Weg dorthin fuhr ich bei Uwe Ilgenstein im thüringischen Pößneck vorbei. Dort wollte ich mir einen ahorngelben Wartburg 353 anschauen und Probefahren. Bis dahin hatte ich noch nie auch nur in einem Wartburg gesessen. Da ich mich sehr kurzfristig angekündigt hatte und der Wagen in der kurzen Zeit nicht 100%ig fahrbereit war, gab es bei der Probefahrt leichte Probleme. Das schreckte mich zunächst davon ab einen Wartburg zu kaufen, aber ein Jahr später tat ich es dann doch. Es war ein delphingrauer 1.3er, Baujahr 1989.


Am 04. August 2007 fuhr ich dann mit meinem guten Freund Tomasz und meinem 1.3er zum ersten Mal zum HeimWeh - dem internationalen Wartburg-Treffen in Eisenach. Ich muss sagen, dass es für mich persönlich das schönste IFA-Treffen war, das ich bis dahin besucht hatte. Die Stimmung war super und das ganze drumherum gefiel mir sehr gut. Ob es nun die schöne Kulisse unterhalb der Wartburg war, das tolle Wetter oder aber das ehemalige Betriebsgelände mit dem Museum 'automobile welt eisenach'. Es passte einfach alles.


Irgendwann habe ich den 1.3er wieder verkauft. In der Vergangenheit war ich immer Trabant gefahren und das Zweitakt-Feeling hat mir bei ihm irgendwie gefehlt. Deshalb kaufte ich mir im Mai 2009 einen 1987er Wartburg 353S. Mit einem Zweitakt-Wartburg zu fahren - das bedeutet wirklich Fahrspaß pur! Bei Abholung des Caprigrünen musste ich die A4 entlang und es führte kein Weg dran vorbei die Autobahn an der Abfahrt Eisenach-Ost zu verlassen und eine Runde durch die "Stadt der Wartburg-Automobile" zu drehen. Tomasz und ich machten Fotos unterhalb der Wartburg, am Werkstor des AWE, an einem Haus das früher mal als Werbekulisse gedient hatte und auch dieses Video ist an dem Tag entstanden.


Vom 31. Juli bis 01. August 2009 waren Tomasz und ich nach 2007 zum zweiten Mal beim HeimWeh dabei. Dieses Treffen war der absolute Wahnsinn. Am Freitag wurde abends der Wartburg 353 Stretch des Allgemeinen Wartburgfahrerclubs Eisenach (A-W-E) präsentiert. Es hatten sich dafür schon wahnsinnig viele Fans angesammelt. Alle warteten gespannt auf das, was da kommen sollte. Dann öffnete sich die Box und niemand wusste so recht, was er sagen sollte: Die Familie Feuerstein kam mit ihrem Steinzeitmobil vorgefahren und allen hatte es die Sprache verschlagen - man hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit. Nach einigen Momenten der Besinnung wurde es dann wirklich spannend. Im hinteren Teil der Black-Box stand ja noch etwas, das nun wirklich jeder endlich sehen wollte. Mit der Zündung des Feuerwerks zu beiden Seiten 'durchbrach' ein Wartburg die weiße Papierwand und es kam eine weiße 353er Stretchlimo zum Vorschein. In 4 Jahren harter Arbeit haben die Club-Mitglieder des A-W-E mit Hilfe der Unterstützung zahlreicher netter Menschen diesen tollen Wartburg geschaffen. Die Fans waren sprachlos und überwältigt. Damit hatte man nicht gerechnet. Pater Pax hatte die Aufgabe eine kleine Abdeckung an der Fahrertür abzuziehen und damit den Namen dieser Limousine zu enthüllen. In verchromten Buchstaben erschien der Schriftzug PAX - diesen Namen trägt der Wartburg jetzt zu Ehren des belgischen Paters. Der Wartburg wurde von seinem Namensgeber gesegnet und im Anschluss verließ der Wartburg den Festplatz Spicke um u.a. mit Pater Pax eine Runde durch Eisenach zu fahren.

 

Das Video zur Präsentation der Wartburg 353 Stretch Limousine zum Heimweh 2009 in Eisenach from Enrico Martin on Vimeo.

Am Samstag machten wir uns abends schon wieder auf die Heimreise. Vorher fuhren wir aber noch bei der Ausfahrt rund um Eisenach mit. Ich kannte bis dahin nur die Trabi-Live-Parade die Bestandteil des Internationalen Trabantfahrer Treffens in Zwickau war. Aber davon war ich nie so richtig begeistert gewesen. Doch das war überhaupt kein Vergleich. Die Ausfahrt beim HeimWeh verlief wesentlich reibungsloser, wodurch sie auch viel mehr Spaß machte. Die Route führte uns -anders als in Zwickau- nicht die ganze Zeit nur durch die Stadt, sondern auch durch die Umgebung von Eisenach. Der Strom von Wartburgs riss nicht ab und man wäre eigentlich gern noch ein bisschen länger in der Kolonne unterwegs gewesen. Allerdings hatten wir auch noch eine 2 1/2-stündige Heimfahrt vor uns und daher wurde es langsam Zeit, sich auf den Weg zu machen. Trotz allem nahmen wir uns noch die Zeit meinen Wartburg von Pater Pax segnen zu lassen. Die allgemeine Segnung am Sonntag bekamen wir ja leider nicht mehr mit.

Danach ging es dann aber wirklich Richtung Heimat. Da ich Tomasz noch nach Hause gefahren habe, war ich erst spät in der Nacht zurück. Müdigkeit machte sich breit und der letzte Teil der Heimfahrt war sehr anstrengend. Dennoch hat es sich wirklich gelohnt. Das Treffen hätte nicht besser sein können!


Da mein Arbeitgeber auch von der Wirtschaftskrise betroffen war musste ich -wie so viele- Kurzarbeit machen. Nach den ersten Monaten sah es bei mir finanziell sehr schlecht aus, deshalb musste ich mich im November 2009 leider von meinem caprigrünen 353er trennen... 


Da mein Herz eben nicht nur am Trabant, sondern auch am Wartburg hängt, habe ich mir am 31. März 2012 wieder einen Wartburg gekauft. Es war ein 353 deluxe aus dem Jahr 1983. Es musste einiges an ihm gemacht werden, da der Wagen beim Erstbesitzer bis Anfang 2012 als Alltagsfahrzeug genutzt wurde. Details dazu sowie die Hintergründe des anschließenden Wiederverkaufs findet ihr hier.

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